DVWG ehrt Verena Bentele und Corinna-Maria Schulte für gelebte Vielfalt und Inklusion

Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft / Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ betont Bedeutung des Miteinanders / Paralympics-Gewinnerin Verena Bentele erhält Auszeichnung für Barrierefreiheit-Engagement / Jury würdigt HSB-Geschäftsführerin Corinna-Maria Schulte als Vorbild für gelebte Vielfalt / Verleihung am 5. November 2024 in der Frankfurter Paulskirche

Fortschritt bemisst sich nicht nur in technischen Innovationen: Mit dem Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ würdigt die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e. V. (DVWG) im Rahmen der diesjährigen Innovationspreisverleihung zwei Personen, die mit Wort und Tat dafür einstehen, dass Mobilität in Deutschland von allen für alle Menschen gedacht und gelebt wird. Geehrt werden die VdK-Präsidentin Verena Bentele für ihr Engagement für Barrierefreiheit, sowie die Geschäftsführerin der Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB), Corinna-Maria Schulte, die sich 2023 in der Öffentlichkeit als transident geoutet hat und seitdem als Frau das Unternehmen leitet. Erstmals vergibt die Jury damit einen Preis zweifach.

„In unserer schnelllebigen Zeit vergessen wir oft, worauf es eigentlich ankommt: Die Menschen und unser Miteinander. Mit dem Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ wollen wir daran erinnern, dass Innovationen nur dort wachsen können, wo wir einander offen begegnen und vertrauensvoll zusammenarbeiten – egal, wo man herkommt, welche persönlichen Herausforderungen man hat, wie man sich fühlt, und wen man liebt“, sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat, Initiator des Innovationspreises und Jury-Vorsitzender.

Die ehemalige Profisportlerin und zwölffache Paralympics-Goldgewinnerin Verena Bentele setzt sich seit vielen Jahren unermüdlich für die Belange von Menschen mit Behinderungen ein - seit 2018 auch in ihrer Funktion als Präsidentin des größten deutschen Sozialverbandes VdK. Von Geburt an blind, weiß sie aus erster Hand, wo der Ausbau der Barrierefreiheit noch stockt, gerade im Verkehrssektor. „Mobilität ist ein Grundrecht, und Barrierefreiheit ist der Schlüssel dazu. Inklusive und barrierefreie Mobilität ist mehr als einfach nur Fortbewegung – sie schafft Teilhabe und ermöglicht auch Menschen mit Beeinträchtigungen eine aktive Lebensgestaltung“, sagt Verena Bentele.

„Eine inklusive Gesellschaft ist eine hilfsbereitere Gesellschaft“, so Prof. Dr. Jan Ninnemann, Jurymitglied und Präsident der DVWG. „Wer ohne Behinderung durchs Leben geht, nimmt die vielen kleinen und größeren Stolpersteine oft nicht wahr, die andere überwinden müssen. Verena Bentele legt mit ihrem beeindruckenden Engagement immer wieder den Finger in die Wunde und zeigt uns, wo Barrieren einer inklusiven Mobilität für alle noch im Weg stehen. Ihr Einsatz für eine barrierefreie Mobilität schafft nicht nur Bewusstsein, sondern führt zu konkreten Verbesserungen im Alltag vieler Menschen. Der Weg zu einem rundum inklusiven Miteinander mag lang sein – aber mit Menschen wie Verena Bentele kommen wir schneller ans Ziel.“

Corinna-Maria Schulte, Geschäftsführerin der Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB), wird für ihren Schritt ausgezeichnet, ihre Transidentität öffentlich zu machen und als Frau im Berufsleben aufzutreten. Besonders beeindruckt hat die Jury die Art und Weise ihres Coming Outs: Transparent und professionell informierte sie im Juni 2023 nicht nur ihren Arbeitgeber und die eigene Belegschaft, sondern stellte sich gemeinsam mit Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky und weiteren Stadtspitzen der Presse. Es folgte eine umfassende Berichterstattung zu ihrem Wandel zur Frau über mehrere Tage. Dies brachte das Thema Transidentität nicht nur in Hanau, sondern in der gesamten Region in die Köpfe der Menschen und machte Corinna-Maria Schulte zur Botschafterin für gelebte Vielfalt.

„Es ist eine große Befreiung, dass ich endlich auch im beruflichen Umfeld mein wahres Ich zeigen kann“, sagt Corinna-Maria Schulte. „Natürlich war ich vor der Verkündung etwas angespannt, aber die positive Resonanz, die ich vonseiten der Stadt Hanau, der Öffentlichkeit, den Medien und meiner Mitarbeiterschaft erfahren habe, hat die Transition leichtgemacht. In Hanau ist kein Platz für Abgrenzung, mein Coming Out hat dies erneut eindrucksvoll bewiesen. Ich weiß, dass andere Menschen einen ähnlichen Weg beschreiten und Bedenken haben. Ich hoffe, dass mein Beispiel ihnen Mut macht, ebenfalls zu sich zu stehen und ihre Geschlechtsidentität frei zu leben.“

Ihr eigener Mut, öffentlich voranzugehen, und ihr Engagement seien inspirierend und tragen maßgeblich zu einem offeneren und respektvolleren Arbeitsklima unabhängig von der sexuellen Identität bei, heißt es in der Begründung der Jury.

Der Jury-Vorsitzende Prof. Knut Ringat unterstreicht dies: „Ich kenne Corinna-Maria Schulte seit vielen Jahren und habe sie auch persönlich aus ganzem Herzen darin unterstützt, ihren Weg zu gehen. Entsprechend habe ich mich wahnsinnig für sie gefreut, dass sie den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hat und nun ganz sie selbst sein kann. Ihr Weg ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig Toleranz und Respekt im Berufsleben sind und zeigt uns, dass echte Veränderung möglich ist, wenn wir den Mut haben, authentisch zu sein.“

Über den Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft

Der Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft zeichnet 2024 bereits zum vierten Mal bahnbrechende Innovationen sowie herausragende Persönlichkeiten und Projekte in der Mobilitätsbranche aus. Mit dem Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ würdigt die DVWG herausragende Bemühungen für ein inklusives Miteinander und setzt sich dafür ein, dass Diskriminierung, Vorurteile und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.

Die Preisverleihung findet am 5. November 2024 in der Frankfurter Paulskirche statt. Dort würdigt die DVWG neben den Preisträgerinnen des Sonderpreises „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ auch mit dem Sonderpreis „Persönlichkeit“ einen Menschen, der die Mobilitätsbranche mit seinem Schaffen entscheidend geprägt hat. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verkündung des Preisträgers „Produkt/Projekt“ des Innovationspreises der deutschen Mobilitätswirtschaft. Damit ehrt die DVWG ein Produkt oder ein Projekt, das das Potenzial hat, die Mobilitätslandschaft nachhaltig zu verändern.

Die Preisverleihung findet im Rahmen des Deutschen Mobilitätskongresses statt, der in diesem Jahr Jubiläum feiert: Bereits zum zehnten Mal veranstaltet die DVWG das exklusive Netzwerktreffen für ÖPNV, Automobil, Logistik, und Luftfahrtbranche gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Messe Frankfurt GmbH.